Mittwoch, Mai 03, 2006

autobahn

Die Zugvögel machen sich vom Acker
Ich trete aufs Gas, um unter der
Wolkendecke vorzukriechen
ehe es ganz dunkel wird
Die untergehende Sonne kommt
wie ein Schlag von links
Tannenwäldchen schieben sich
als lahme Flügelblenden dazwischen
Obwohl ich nicht schnell fahre
stinkt es nach verbranntem Benzin
Die Notrufsäulen warten.

Rechts pressen sich Schweineschnauzen
aus dem Tiertransporter
schnell vorbei
Das Autoradio ist kaputt
– wie alles hier –
und zum Singen fehlt mir
eine Melodie
Ich lasse mich von der Sonne
blenden und fahre halb blind vor Licht
– nur in den hellen Flecken zu sein
wäre am schönsten, nie dazwischen
fahren immer der Wärme nach
Verschmierte Scheibe, weil es nie
genug regnet, um alles zu säubern
die Sonne nie lang genug scheint, um
glücklich zu sein.

Zerfahrene Tierreste überm
Seitenstreifen. Kinderschuhe, leere
Zigarettenschachteln, alte Lieben
– oder was man dafür hält
Technomusik aus den Schlitzen
vorbeirasender Seitenfenster
Große Boxen, aber niemals je Freiheit
macht mir doch nichts vor
Nicht hier und nicht wir und
nicht Deutschland.

Und schon schließt sich der Himmel
und legt sich um meinen Hals
Die Mercedesse, die BMW’s schießen
vorbei mit ihren 200 Sachen
Erzählt mir doch nichts
Auf der Autobahn, zwischen Büro und
Reihenhaus, der Steuererklärung
und dem Tod
Auf der Flucht links vom Mittelstreifen
gegen das Geschwindigkeitsgebot
verstoßen macht nur noch ein müdes
Kribbeln zwischen den Beinen
unterhalb vom Lenkrad
immerhin
bei mir kribbelt nichts.

Ich fahr 100, weil es jetzt regnet
und spare Benzin
Und den ganzen Rest spar ich mir
am liebsten gleich auch.